Holzhaus mit zirkulärer Fassade

Das Einfamilienhaus in Zühlsdorf bei Berlin wurde in Holzständerbauweise mit Massivdecke errichtet und konsequent mit ökologischen Materialien umgesetzt – darunter Holzfaserdämmung, Lehmbauplatten, recycelte Baustoffe wie Altholz-Fassadenverkleidung, wiederverwendete Pflasterklinker sowie eine Bodenplattendämmung aus Recycling-Schaumglasschotter.

Auftraggebende: privat
Ort: Zühlsdorf bei Berlin
Nutzfläche gesamt: 131,5 m²
Fertigstellung: 2025
Alle Leistungsphasen
Projektteam: Nataliya Sukhova und Viktor Hoffmann in Kollaboration mit Ola Kopka und Studio Singer

Lage
Das Gebäude liegt am ruhigen Ortsrand eines historischen brandenburgischen Dorfs nahe Berlin. Das kompakte Eckgrundstück befindet sich in einem jüngeren Teil des Orts, geprägt von ein- bis zweigeschossigen Wohnhäusern mit grünen Gärten und einer natürlichen Waldkulisse.
Das Haus ist im nördlichen Grundstücksbereich positioniert, neben einer prächtigen Nordmanntanne – so bleibt der sonnige Südteil frei für den Garten.

Raumkonzept
Der quadratische Grundriss ist klar strukturiert: Schlaf- und Nebenräume sind kompakt im zweigeschossigen Teil angeordnet und rahmen den großzügigen Wohnbereich in L-Form.

Im Erdgeschoss befinden sich Arbeits- bzw. Gästeraum, Gästebad, Hauswirtschaftsraum und der offene Wohnbereich mit Küchennische. Über die Galerie werden die Schlafräume im Obergeschoss erschlossen, inklusive eines großzügigen Bads mit Dusche und freistehender Badewanne.

Eine zweiflügelige Schiebetür ermöglicht eine flexible Nutzung – offen als Loftcharakter oder geschlossen für private Rückzugsmöglichkeiten.

Der lichtdurchflutete Wohnraum öffnet sich zu einem hohen, asymmetrischen Volumen – zweigeschossig mit Galerie an der Giebelwand, eingeschossig zur Südglasfront. Großzügige Verglasung mit Schiebefenstern verbindet Innen- und Außenraum und führt auf die überdachte Terrasse. Ein 3,5 Meter hohes, vertikales Fenster mit integrierter Sitzbank an der Ostfassade macht die Zweigeschossigkeit auch von außen sichtbar. Weitere Fenster in Küche und Galerie sorgen für gleichmäßiges Tageslicht im gesamten Haus.

Nachhaltige und Wiederverwendete Materialien
Nachhaltigkeit war kein Nebengedanke, sondern ein zentraler gestalterischer Leitfaden. Wiederverwendung und bewusster Materialeinsatz prägten jede ästhetische Entscheidung und verleihen dem Projekt seinen besonderen Charakter.

Holzbauweise
Die Wände bestehen aus einer Holzständerkonstruktion, das Satteldach ist mit Holzbalken gebaut. Sowohl Wände als auch Dach sind mit Zelluloseeinblasdämmung zwischen den Sparren und zusätzlich mit Holzfaserplatten gedämmt. Die Geschossdecke aus Brettsperrholz wurde im Erdgeschoss sichtbar als Massivholz belassen.

Recycling-Schaumglasschotter
Die Gründung erfolgt über eine tragende Betonbodenplatte auf einer Dämmschicht aus Recycling-Schaumglasschotter, hergestellt aus 100 % Recyclingglas.

Lehmplatten
Die asymmetrischen Dachschrägen sind mit Lehmbauplatten verkleidet, wodurch sowohl Wohn- als auch Schlafräume von den wohngesunden Eigenschaften des Materials profitieren.

Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit, speichert Wärme und wirkt als natürlicher Temperaturpuffer – er verhindert sommerliche Überhitzung und stabilisiert das Raumklima wie ein klimatischer „Schirm“.

Fassade aus Altholz
Die Fassade besteht aus recyceltem Holz, gewonnen aus alten Holzbalken, die statisch nicht mehr nutzbar waren. Die sägerauen, unterschiedlich breiten Bretter wurden gereinigt, zugeschnitten und der Witterung ausgesetzt. So entstand eine silbergraue Patina und eine lebendige, unregelmäßige Oberfläche.

Re-Use-Klinker
Terrasse und Eingangspodest bestehen aus wiederverwendeten Pflasterklinkern. Ihre unregelmäßige Form und die Spuren früherer Nutzung verleihen ihnen einen besonderen Charme. Der warme, tief umbrafarbene Ton harmoniert mit den recycelten Holzdielen der Fassade.

Ein Zusammenspiel, das Geschichte, Materialehrlichkeit und Ästhetik verbindet.

Holzfassadendetails
Neben dem Material prägen handwerkliche Details das Erscheinungsbild. Ornamentale Elemente – inspiriert von traditionellen Holzhäusern – erfüllen nicht nur eine dekorative, sondern auch eine funktionale Aufgabe. So schützt die seitliche Wand der Terrasse den Außenraum vor Einblicken und erzeugt durch ihre Öffnungen ein feines Spiel aus Licht und Schatten. Die Form dieser Öffnungen wurde in mehreren Varianten erprobt – zunächst zeichnerisch, später im Maßstab 1:1 mit Holzmustern.

Innenausbau und Möbel
Für das Haus wurden maßgefertigte Einbaumöbel entwickelt – Küchenmöbel, Badschränke, Garderoben, Sitzbänke und Schiebetüren –, gefertigt aus Tischlerplatten mit hellem Birkenfurnier. Arbeitsplatten aus Edelstahl setzen einen kühlen Kontrast zur warmen Holzstruktur.
Auf Griffe wurde bewusst verzichtet: Eingefräste Mulden und durchlaufende Leisten betonen die schlichte, präzise Handwerklichkeit. Sichtbare Plattenkanten unterstreichen die haptische Qualität des Materials.
Die Möbel entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft und den ausführenden Tischlerbetrieben.

So entstanden Möbel, deren Materialität, Formensprache und Details präzise auf die Nutzung abgestimmt sind – maßgeschneidert und im Einklang mit dem Gesamtkonzept des Hauses.