Das Urban Transcripts Journal veröffentlichte unsere »Post(Covid)Card« mit einigen Überlegungen zur aktuellen Zeit

Es wird bereits viel darüber diskutiert ob unser Leben nach der Quarantäne anders aussehen wird. Als Architekten interessiert uns besonders, welchen Einfluß der Virus auf unsere physische, gebaute Realität haben wird.

Werden Architekten noch die gleichen Aufträge wie vorher bearbeiten? Was wird aus den „Shared-Spaces“ (im Innen-, und Außenraum), deren Zahl in den letzten Jahren exponentiell gestiegen ist und ohne die wir uns unser Leben kaum noch vorstellen können? Werden die Co-Working-Spaces in ein paar Monaten wieder gefüllt sein, oder werden wir alle in unseren Home Offices hängen bleiben? Hoffentlich ist die Zukunft kein Rückfall in die Vergangenheit, zu „Cubicals“ mit eigenen Sanitärzellen und Kaffeemaschinen. Wahrscheinlich wird die Nutzung der Räume zumindest wieder konservativer und „Shared-Desks“ und Rutschen wie im Google Büro, wandern wieder auf den Spielplatz.

Wie wird sich das Wohnen verändern? Es war sehr bequem, in einer kompakten Wohnung im Stadtzentrum zu wohnen. Man brauchte keine große Küche und kein großes Wohnzimmer – man konnte außerhalb essen und sich mit Freunden in einer Bar treffen. Ein kleines Kinderzimmer reichte auch aus, weil die Kinder ja den ganzen Tag in der Schule waren. Und Jetzt? Gut möglich, daß viele ihre Vorstellung von einer idealen Wohnung überdenken werden. Wird es eine wachsende Nachfrage nach großen Wohnungen geben, oder kommen transformierbare Wohnungen, bei denen das Schlafzimmer zum Büro, dann zum Fitnessstudio, und schließlich zum Wohnzimmer mutiert? Sehen komfortable Faltmöbel und Schiebewände aus der Wohnwagenbranche jetzt ihrem großen Auftritt entgegen? In unserem aktuellen Projekt planen wir ein Sportzimmer. Das könnte ein neuer Trend werden, denn niemand kann garantieren, dass die Fitnesscenter immer zugänglich bleiben.

Und die Stadt? In letzter Zeit war der städtebauliche Trend für Quartiere in Blockbebauung deutlich – eine dichte, städtische Umgebung mit reichlich Infrastruktur in den Erdgeschossen. Gut möglich, daß ein modernistisches „Mikrorajon“ mit Wohntürmen im Grünen mit ausreichend Abstand voneinander ein Revival erleben wird, vorausgesetzt, daß die Leute in den Städten bleiben und nicht gleich in die Dörfer migrieren. Was denkt ihr? Transformation, hybride Formen oder Zurück zu den Wurzeln (wie die Hobbits)? Ein gutes hat diese Quarantäne: Zeit zum Nachdenken.

Nataliya Sukhova, Transstruktura

Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Sprache auf: urbantranscripts.org