Bauherr: privat
Nutzfläche gesamt: 186m²
Grundstücksgröße: 827 m²
Fertigstellung: Januar 2019
Alle Leistungsphasen
Projektteam: Andreas Heim, Nataliya Sukhova, Viktor Hoffmann
Ausgangssituation / Konzeptidee
Das Haus für eine vierköpfige Familie wurde in einem Brandenburger Dorf am Rand von Berlin errichtet. Das schmale und langgezogene Grundstück, dass an einem ortstypischen Kiefernwald liegt, hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Planung. Wir haben die Vorteile des Grundstücks genutzt und gemeinsam mit den Bauherren das Prinzip des »Durchwohnens« entwickelt. So orientieren sich die Haupträume gleichermaßen zum Wald im Norden, sowie zur Südseite an einer kopfsteingepflasterten Baumallee. Der bauliche Kontext einer umgebenden Siedlungsstruktur von giebelständigen Satteldachhäusern aus der Nachkriegszeit sollte in der Planung berücksichtigt, aber dabei dem Anspruch an eine zeitgemäße Erscheinungsform nicht im Wege stehen.
Das große zweigeschossige Wohnhaus wird durch eine kleinere Remise ergänzt, die einen Carport und Abstellflächen mit sich bringt. Die beiden Baukörper basieren auf der gleichen Grundform. Durch die Platzierung der Gebäude auf dem Grundstück werden drei Außenbereiche definiert. Im Süden befindet sich der offene Eingangsbereich mit Auto- und Fahrradstellplätzen. Hinter dem Haus, und vor dem angrenzenden Kieferwald, befindet sich ein ruhiger Garten mit Obstbaum und Feuerplatz. Durch die geringe Hausbreite konnte eine dritte Freiraumfläche entlang der langgestreckten Wand des Wohnraumes aktiviert werden.
Konstruktion und Materialien
Das Haus wurde in Hybridbauweise konzipiert. Für die hybride Bauart in Holz-, und Massivbau sprechen die vielfältigen bauphysikalischen und konstruktiven Vorteile. Das massive Erdgeschoss samt Decke und Mittelwand bis zur Firstpfette bringt eine klimatische Trägheit in das Gebäude und ermöglicht das leichte Dachgeschoss, welches wie eine »Holzschatulle« auf der Betondecke des Erdgeschosses liegt. Die monolithischen Außenwände wurden innen und außen verputzt. Die vertikale Rillenstruktur des Außenputzes basiert auf der vertikalen Holzbeplankung des Obergeschosses. Die Wände und das Dach des Obergeschosses wurden in Holzständerbauweise geplant. Raumseitig sind diese mit weißen Kieferdielen horizontal beplankt. Die Außenhaut der Wände ist mit karbonisierten Kieferbrettern verschalt.
Für die Fassade haben wir eine alte japanischen Holzbehandlungstechnik verwendet. Es wurde gezielt abgeflammt und verkohlt, wobei die Holzstruktur erkennbar bleibt. Diese verkohlte Holzoberfläche stellt nicht nur einen ökologischen Witterungsschutz dar, sie prägt mit ihrer glänzenden Oberfläche einen einzigartigen Anblick, da sie je nach Tageslichtsituation beeindruckende Effekte erzeugt. Die Nuancen reichen von tiefem Schwarz bis hin zu silbernen, bläulichen oder goldenen Tönen.
Grundrissstruktur
Das Innere des Gebäudes wird mittels einer durchgehenden Mittelwand strukturiert. Diese zweigeschossige Wand teilt das Gebäude in Aufenthaltsräume und Erschließungsräume und steht deshalb asymmetrisch in der Gebäudebreite. Konstruktiv wird diese Wandscheibe aus Sichtbeton auch Aufleger für den First, sodass die innere Gebäudestruktur auch die Außenhülle mitgestaltet.
Den Wohn-, Koch-, und Essbereich haben wir als zentralen, 15 Meter langen und 4 Meter breiten Hauptraum entworfen. Der lichtdurchflutete Essbereich zeigt in den Süden. Die Kochzone liegt zentral an der Längswand. Der Wohnbereich ist abgesenkt, um ihn als geschützten Ort zu markieren und den Kontakt zum angrenzenden Wald herzustellen.
Der Haupteingang ins Haus liegt in einer überdachten Nische. Eine Diele mit einer geraden Betontreppe vermittelt zwischen Erd-, und Obergeschoss. Eine mögliche Teilung des Hauses in zwei autarke Einheiten ist hier bereits mitgedacht.
Innenräume
Die Mittelwand sowie die Geschossdecke wurden in Ortbeton sichtbar belassen und die gesamten Böden wurden mit Heizestrich in Betonoptik versiegelt und bilden somit eine klare und einheitliche Oberflächenmaterialität. Die Treppe wurde in einem Betonwerk vorgefertigt und hat dadurch eine feine gleichmäßige Betonoberfläche.
Das Einfamilienhaus in Schulzendorf ist außen ein schwarzer Solitär. Die Innenräume sind hell, die Wände im Obergeschoss sind mit weiß lasiertem Holz verkleidet. Die schwarzen Accessoires – Schalter und Türgriffe – bilden dazu einen stimmigen Kontrast. Gemeinsam mit unseren Bauherren haben wir ein DIY–Treppengeländer entworfen und ausgeführt. In einen vorinstallierten Schwarzstahlrahmen wird mit einem Seil ein freies Muster gewebt, bzw. gespannt. Das Treppengeländer an der Sichtbetonwand wurde ebenfalls aus geöltem Schwarzstahlrohr mit einem quadratischen Querschnitt aufgebaut.
Die Wände in den Duschen sind mit runden Mosaiken gefliest – betongrau im Erdgeschoss und leuchtend gelb im Obergeschoss. Die Armaturen sind schwarz beschichtet.
Energieversorgung
Das Heizsystem basiert auf einer Tiefensonden-Wärmepumpe und sorgt somit zusätzlich zum Kaminofen für ein möglichst autarkes Energiekonzept.
Planungsprozess
Bemerkenswert in Bezug auf Planung und Umsetzung des Hauses war insbesondere die konstruktive Kooperation in einem Team aller Projektbeteiligten getragen durch das Engagement der designbewussten Bauherren.
Zuerst haben wir anhand der Skizzen und Modelle eine Grundstücksanalyse durchgeführt, um Vor- und Nachteile zu ermitteln und den Bezug zum Nachbarbebauung, Sonnenlicht, Wald und Zufahrtsstraße zu untersuchen. Die Aufteilung der Räume untersuchten wir in Varianten Anhang eines Modells.
Während der Entwurfsarbeit und Detailplanung stand die archetypische und reduzierte Erscheinungsform des Gebäudes samt aller Materialien und Objekte im Fokus.
Den Bauprozess haben wir durch alle Bauphasen vom Rohbau bis zum Innenausbau begleitet.
Eindrücke vom Haus im Videoformat: